Presseberichte 18.05.2009

Swantje Goldbach in der ELTERN family.

Zeugnis retten in letzter Minute

Rund sechs Wochen bleiben noch für den Endspurt bis zur Versetzung. Das reicht, um den Notendurchschnitt deutlich zu verbessern. Dieses Wochenend-Programm ist der perfekte Einstieg – EF-Autorin Anke Leitzgen hat es getestet.

Noch ist alles drin, um ein voraussichtlich sehr mäßiges Zeugnis in ein ganz passables zu verwandeln. Planen Sie mit Ihrem Kind in zwei Tagen seine maßgeschneiderte Strategie fürs Noten-Aufpolieren. Gut zu wissen: Alle Tipps funktionieren unabhängig vom Fach und haben viel weniger mit Büffeln zu tun, als Sie und Ihr Kind vermutlich denken.

SAMSTAG

Lernvoraussetzungen optimieren

Um Ihr Kind optimal begleiten zu können, sollten Sie seine aktuelle Situation gut einschätzen können. Alles was Sie dazu brauchen, ist ein unverplanter Nachmittag, ein Ringordner für Notizen, Stifte und ein paar Fragen. Und einen Leitfaden für ein konstruktives Gespräch mit Ihrem Kind über die klassischen Probleme beim Lernen:

ANTRIEBSSCHWÄCHE „Was hilft dir, deinen inneren Schweinehund zu überwinden, wenn es um den Lernstart geht? Etwa: leise Musik hören, in einer Gruppe arbeiten, gemeinsam mit einem Freund oder einer Freundin lernen?“

KONZENTRATION „Wie kannst du es schaffen, bei einer Arbeitseinheit konzentriert dranzubleiben? Zum Beispiel Internet und Handy ausschalten. Einen Wecker stellen, der zur Pause klingelt. Aber du hast bestimmt selbst gute Ideen!“

IST-SITUATION „Weißt du, welche Note du in jedem Fach erhalten würdest, wenn es morgen Zeugnisse geben würde? Bei den Fächern, die du nicht einschätzen kannst, solltest du in der kommenden Woche die Lehrer befragen.“

GROSSE BAUSTELLE „In welchem Fach ist eine Verbesserung nahezu ausgeschlossen, weil die Lücken zu groß sind? Hier ist vermutlich für das kommende Zeugnis nicht mehr viel zu holen. Ab besten akzeptierst du die Fünf für das Zeugnis, nimmst aber trotzdem gezielt Nachhilfe – auch in den Ferien. Damit du im nächsten Halbjahr gute Startbedingungen hast.“

KLEINE BAUSTELLEN „In welchen Fächern könntest du dich mit geringer Anstrengung verbessern? Genau dort lohnt sich dein ganzer Einsatz! Der wird sich nämlich sofort positiv auf dein Zeugnis auswirken!“ 

Wichtig: Diese Fächer schriftlich notieren. Nach einer Pause geht es nun um die Frage: Was könnte Ihr Kind in den nächsten Wochen konkret unternehmen, um seine Noten in diesen Fächern zu verbessern? Die praktischen Tipps dazu stammen von der Pädagogin Swantje Goldbach. (Lesen Sie dazu auch das Interview auf der nächsten Seite.)

NEBENFÄCHER „Jede gute Note zählt! In den Hauptfächern will fast jeder in der Klasse zeigen, was er kann. Folglich kommt man nur selten dran. In den Nebenfächern arbeiten viele Schüler dagegen auf Sparflamme, deshalb kannst du hier punkten.“

LEHRER-NETZWERK „Angenommen, du hast in Mathe eine Fünf aus Beton und stehst in einem anderen Fach zwischen Vier und Fünf, dann wird die Entscheidung vermutlich zu deinen Gunsten ausfallen, wenn es in der Lehrerkonferenz heißt: ‚In Sport ist XY total engagiert!’ Und: ‚In Kunst gibt er sich richtig viel Mühe!’ Und: ‚In Bio, Chemie und Geschichte sind seine Hefte tadellos.’“

HEFTFÜHRUNG „Gut geführte Hefte kosten nicht viel Zeit, zeigen aber dem Lehrer, dass man sein Fach schätzt. Deshalb ist es von Vorteil, wenn du weißt, wodurch ein sehr gutes Heft überzeugt: Vollständigkeit, farbige Überschriften, eingerahmte oder unterstrichene Merksätze, ein schöner, passender Ausdruck aus dem Internet, ein Inhaltsverzeichnis.“

MÜNDLICHE NOTE VERBESSERN „Interesse am Unterricht kannst du wunderbar zeigen, indem du…

… etwas Interessantes zum aktuellen Stoff mitbringst. Gerade in den Fächern, die nur mit einer oder zwei Wochenstunden vertreten sind, fällst du auf diese Weise dem Lehrer vielleicht überhaupt erst auf, und du gewinnst ihn als Fürsprecher in der Notenkonferenz.

… deinen Lehrer auch mal lobst. Etwa: ‚Ich hätte nicht gedacht, dass mir Biochemie Spaß machen könnte. Aber Sie haben das tatsächlich hinbekommen!’

… ein Lerntagebuch anlegst. Darin wird kurz notiert, was zuletzt in der Stunde besprochen wurde. In der nächsten Stunde kannst du gleich zu Beginn daran anknüpfen, zum Beispiel mit einer Frage. Das kommt immer gut an.

… dich gleich zu Beginn der Stunde meldest, um die Hausaufgaben vorzulesen. Hausaufgaben lassen sich in Ruhe vorbereiten und Vorlesen bekommt man sogar mit viel Herzklopfen hin.“

LEHRERGESPRÄCH „Wenn es dir total schwerfällt, dich am Unterricht zu beteiligen, können wir Eltern einen Termin mit dem Lehrer ausmachen. Was meinst du, sollen wir für dich mal ein gutes Wort einlegen?“

REFERAT „Das findest du alles zu einschleimend? Dann meldest du dich am besten für Zusatzaufgaben. Schau doch noch mal auf die Fächer, in denen du dich schnell verbessern kannst. In welchem könntest du ein Referat halten?

SONNTAG

Den Endspurt clever angehen

Starten Sie heute mit einem Rückblick: Wie ist es den Beteiligten mit dem gestrigen Gespräch gegangen? Gibt es Ideen und Ergänzungen zum Besprochenen? Ist das geklärt geht es darum, einen Arbeitsplan aufzustellen. Es ist wichtig, dass Ihr Kind entscheidet, was es von den besprochenen Tipps umsetzen möchte.

ZIELE AUFSCHREIBEN „Du kennst jetzt viele Möglichkeiten, um dich schnell zu verbessern. Was davon traust du dir zu? Schreib bitte die vereinbarten Ziele als übersichtliche Liste auf.“ (Bei einem Kind mit undeutlicher Schrift spielen Sie Schriftführer.)

TO-DOS AUFLISTEN „Was musst du tun, um das zu erreichen? Welche Informationen fehlen dir noch? Neben den bereits vorhandenen Punkten auf der Liste legst du eine weitere Spalte an. Dort werden die geplanten Arbeitsschritte notiert“

LERNZEITEN FESTLEGEN „Kannst du mit dem Kalender abschätzen, wann du welchen Arbeitsschritt erledigen willst? Und wann du längere Arbeitsphasen abgeschlossen haben möchtest?“ In einer dritten Spalte in der Liste werden die Zeiteinheiten festgelegt. Achtung: Dabei brauchen selbst die meisten Oberstufenschüler noch Unterstützung. Am besten malen Sie später noch gemeinsam ein Lernplakat mit den verbleibenden Schulwochen, um in diese Übersicht alle Termine einzutragen.

KLASSENARBEITEN PLANEN „Wie viele Klassenarbeiten werden noch geschrieben? Wie viel Vorbereitungszeit brauchst du dazu?“ Diese Termine im Kalender festhalten.

ZEIT EINTEILEN „Wie kannst du unter der Woche Zeit für zusätzliches Lernen schaffen? Ist es möglich, andere Aktivitäten zu raffen oder zeitweise sogar ganz wegzulassen?“

KONTROLLEN EINBAUEN „Wie kannst du deine Lernkontrolle organisieren? Zum Beispiel, indem du die Klassenarbeitstrainer bearbeitest, die zum Schulbuch gehören? Oder indem du einem von uns regelmäßig erklärst, was du gelernt hast?“

Wichtig: Legen Sie spätestens jetzt eine Pause ein. Danach braucht Ihr Kind noch einmal Ihre ganze Unterstützung. Denn die vielen kleinen und größeren Arbeitseinheiten wollen portioniert und verteilt werden – eine knifflige Sache!

WOCHENPLAN AUFSTELLEN Für Ihr Kind ist dies die schwierigste Arbeitsphase. Vermutlich hat es sich viel vorgenommen, eventuell auch zu viel. Brechen Sie die Punkte auf seiner Liste in kleine Unterpunkte auf. Streichen Sie notfalls ein paar Dinge von der Liste.

Es darf auf keinen Fall mehr Arbeit pro Tag übrig bleiben, als Ihr Kind gut schaffen kann. Außerdem muss noch Zeit für Sport und Freunde drin sein!

RÜCKBLICK VEREINBAREN Zum Abschluss vereinbaren Sie für jedes der nächsten Wochenenden bis zu den Ferien ein Meeting für den Etappen-Rückblick.

KONSEQUENZEN  BESPRECHEN Was passiert, wenn alles gut gelaufen ist? Was, wenn nicht? Gerade bei Pubertierenden muss viel auf dem Spiel stehen, wenn sie sich nicht an Vereinbarungen halten. Und: Die Folgen müssen schnell eintreffen. Das ist deshalb so wichtig, weil bei ihnen das Belohnungssystem im Gehirn noch unreif ist und der innere Antrieb tatsächlich brachliegen kann.

GUTE RAHMENBEDINGUNGEN SCHAFFEN

Auch wenn es sich an beiden Tagen „nur“ ums Reden dreht, die Gesprächsinhalte kosten viel Kraft. Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit für kurze Snack-Pausen. Einen Schüler ab Klasse 5 können Sie bitten, zur Vorbereitung eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen mit Schreibmaterial für jeden Teilnehmer, kleine Mineralwasserflaschen. Die Stimmung, die so entsteht, trägt dazu bei, dass Eltern und Kind sich aus der Alltagsrolle lösen und besser aufs konstruktive Arbeiten einlassen können.

Außerdem wichtig: Vereinbaren Sie für beide Tage jeweils eine Belohnung. Egal, ob Sie gemeinsam spielen, etwas Leckeres kochen oder ins Kino gehen – es ist nur wichtig, dass auf die lange Konzentrationsphase eine schön entspannte Zeit folgt.

INTERVIEW

„Elternhilfe ja – aber nicht umsonst!“

Das sagt Swantje Goldbach, Gründerin und pädagogische Leiterin vom Berliner Nachhilfeinstitut „Lernwerk“. Warum, das erklärt sie hier:

Beurteilen schlechte Noten einen Schüler meistens treffend?

Es trifft in der Regel ganz gut das, was er in der Schule darstellen kann. Viele Schüler können in der Schule nämlich nicht zeigen, was sie draufhaben.

Woran liegt das?

Das kann man nur in Gesprächen herausfinden. Ich weiß aber, wie schwer es Müttern und Vätern fällt, ihren Kindern zuzuhören. Wenn ich zum ersten Mal mit unseren Schülern spreche, sind die Eltern grundsätzlich dabei. Und ständig muss ich sie bremsen, nicht für ihr Kind zu antworten.

Gibt es noch einen typischen Fehler, den Eltern machen?

Sie drängen ihrem Kind ungebeten Ratschläge oder kostenlose Hilfe auf. Nur: Was umsonst ist, ist nichts wert – auch dann nicht, wenn es um Schule geht. Eine gute Partnerschaft braucht immer Geben und Nehmen.

Wie meinen Sie das genau?

Manche Schüler sind nach ihren Rückschlägen in der Schule so mut- und kraftlos, dass sie sich selbst für die einfachsten Dinge nicht aufraffen können – auch dann nicht, wenn die Versetzung am seidenen Faden hängt. In diesem Fall würde ich als Mutter immer helfen, aber eben nicht umsonst.

Denken Sie an eine Art Gegengeschäft wie: „Ich mache die Recherche für dein Referat, und du mähst dafür den Rasen“?

Genau, oder „Ich könnte Ordnung in deine Zettelwirtschaft bringen und in neue Umschläge investieren, wenn du dafür das Auto putzt.“