Checkliste: Welche Grundschule für mein Kind?
Jedes Jahr im Herbst stellt sich mit dem Grundschul-Anmeldeformular für Eltern die Frage, welche Schule die richtige für das bald schulpflichtige Kind ist. Längst schon können sich Familien auch an Grundschulen außerhalb des Einzugsbereichs bewerben. Kiezschule, Waldorf oder doch gleich bilingual? In Berlin und Potsdam kann durch die Vielzahl der verschiedenen Schulformen diese Frage leicht zur Qual der Wahl werden. Als kleine Hilfestellung kondensiert unsere Pädagogische Leiterin Swantje Goldbach die wesentlichen Vor- oder/und Nachteile aller gängigen Schulformen:
Die Schule im Kiez
„Die Regelschule hat klare Vorteile, etwa in den meisten Fällen einen kurzen Schulweg, den die Kinder irgendwann alleine bewältigen können, sowie Freunde im Viertel“, sagt Swantje Goldbach. Sie rät, Gespräche mit anderen Eltern der Nachbarschaft zu suchen, um einen tieferen Eindruck vom Konzept der Schule zu gewinnen. Wenn Kind und Konzept zusammen passen, ist die Regelschule nicht verkehrt.
Konfessionelle Schulen
An konfessionellen Schulen ist die Teilnahme am Religionsunterricht und an Gottesdiensten in der Regel verbindlich. Der Religionsunterricht nimmt auch mehr Platz ein als an nicht konfessionellen Schulen. „Damit dürfen Eltern natürlich nicht fremdeln. Das würde das Kind in die Bredouille bringen. Die häufig niedrigere Klassenfrequenz kann zum entscheidenden Vorteil für manche Kinder werden. Wichtig ist, konfessionelle Schulen nicht über einen Kamm zu scheren, die Ausrichtung ist ganz unterschiedlich. Ich beobachte aber, dass gerade katholische Schulen häufig leistungsorientiert sind. Eltern sollten sich vorher erkundigen und dann fragen, ob das für den Sohn oder die Tochter das Richtige ist“, sagt Swantje Goldbach.
Montessori-Schule
„Eine Montessori-Schule ist für Kinder geeignet, die intrinsisch motiviert sind, also aus eigenem Antrieb handeln. Bei diesen Kindern kann man also schon vor der Einschulung beobachten, dass sie alleine spielen und gerne selbstständig agieren“, erläutert Swantje Goldbach. Weil mit einem Wochenplan gearbeitet werde, sollten die Kinder in der Lage sein, sich auf diesen fokussieren zu können. „Unselbstständigere Kinder oder solche mit Aufmerksamkeitsproblemen, tun sich in der Montessori-Schule eher schwer. Für sie ist es zwar schön, dass mit umfangreichen Material gearbeitet wird. Aber es gelingt ihnen oft nicht, sich auf ihr eigenes Handeln zu fokussieren. Sie schauen lieber zu, was andere tun – so können dann Lernrückstände entstehen“, differenziert die Pädagogische Leiterin des Lernwerks.
Waldorfschulen
Mit einem Vorurteil soll an dieser Stelle gleich aufgeräumt werden: Dass der Unterricht an Waldorfschulen viel mit Freiwilligkeit zu tun hat, ist nämlich unzutreffend. „Ganz im Gegenteil: Der Unterricht ist stark von der Lehrkraft ausgehend. Ein weiteres Hauptmerkmal der Schule ist, dass es immer um die Gruppe geht, die ganz viel Tuendes miteinander erlebt“, sagt Swantje Goldbach. Ihrer Erfahrung nach ist eine Waldorfschule für Familien empfehlenswert, die sich häufig bei Festen, Basaren, Kunstausstellungen und Aufführungen einbringen möchten, die eng mit der Schule leben wollen. Allerdings müsse die Familie voll und ganz hinter dem Konzept stehen und sollte sich deshalb vorher intensiv mit diesem beschäftigen. Es beinhaltet zum Beispiel die sogenannte Eurythmie – eine Bewegungskunst, in der es für jeden Sprachlaut und jeden Ton eine ganz bestimmte Gebärde gibt. Damit stellen die Schüler:innen zum Beispiel Gedichte und musikalische Kompositionen dar.
Bei der Wahl der Waldorfschule gibt sie zu bedenken: „Am besten entscheiden sich Eltern ganz oder gar nicht für die Waldorfschule. Für die Beschränkung auf die Grundschulzeit ist die Waldorfschule nicht geeignet. Schülerinnen und Schüler tun sich schwer, wenn sie für die weiterführende Schule in ein anderes Schulkonzept umgetopft werden, weil sie eine - auch auf die seelischen Bedürfnisse der Kinder - angepasste Art des Unterrichts gewöhnt sind.“ Auch für Kinder mit Wahrnehmungsstörungen spricht sie keine Empfehlung für die Waldorfschule aus, denn die Klassen sind sehr groß. „Waldorfschulen stehen für das Gemeinschaftliche. In dem Fall wäre eine Schule, die viel in Kleingruppen arbeitet, besser geeignet“, erklärt Swantje Goldbach. Und: Weil das Konzept abweicht von der Regelschule, kann es sein, dass die Schüler:innen nach der ersten Klasse noch nicht lesen können. Eltern müssen das aushalten können.
Internationale Schulen
„Eine internationale Schule ist empfehlenswert, wenn die Familie plant, im Ausland zu leben oder ein Elternteil Muttersprachler:in in der angebotenen Sprache ist. Schwierig wird es, wenn die Eltern selbst zuhause keine andere Sprache sprechen. Da kann Unterricht in einer Fremdsprache zu schwer sein“, sagt Swantje Goldbach. Und für sogenannte Late-Talker, also Kinder, die spät anfangen zu sprechen, könne der Besuch einer internationalen Schule zu einer Sprachverwirrung führen. Auch dann rät die Schulexpertin vom Besuch einer internationalen Schule ab.