Wie funktioniert Nachhilfe in Coronazeiten?
Wie funktioniert Nachhilfe in Corona-Zeiten? Darum dreht sich auf Inforadio vom RBB „Die Wirtschaftdoku“ vom 15.05. mit Anja Dobrodinski. Nachgefragt und mitgehört im Englisch-Unterricht hat die Redakteurin dafür im Lernwerk.
Ausschnitt aus der „Wirtschaftsdoku“: „Madeline geht in die zwölfte Klasse des Oberstufenzentrums Louise Schoeder. Einmal in der Woche trifft sie sich online mit der Nachhilfelehrerin Tiffany Tremurici zum Englisch-Unterricht. In Berlin ist Nachhilfe derzeit nur online erlaubt. In Brandenburg dürfen sich Lehrer und Schülerin auch persönlich treffen. Schon vor der Pandemie lernten Madeline und Tiffany zusammen und zwar in der Steglitzer Filiale der regionalen Nachhilfeschule Lernwerk. Sie hat zehn Standorte in Berlin und Potsdam.
Die Pädagogische Leiterin Swantje Goldbach führt mich herum: „Hier in dem Schrank finden wir viele schöne Unterrichtsmaterialien, auch Spiele. Sie sehen auch von den Schülern Selbstgebasteltes. Das ist typisch Lernwerk!“ Es gibt es Bastelecke, viele Spiele, eine Teeküche. Aber es ist natürlich kaum etwas los. Einige Lehrer und Lehrerinnen kommen her um die Computer für den Online-Unterricht zu nutzen. Auf ihren Tischen stehen Plexiglasscheiben.
Swantje Goldbach hat das Lernwerk vor 24 Jahren zusammen mit ihrem Bruder Jan Horn gegründet.
Schon vor der Pandemie gab es Online-Unterricht im Lernwerk. Doch in kurzer Zeit 40.000 Nachhilfe-Einheiten im Monat ins Netz zu verlegen, 3.000 Schüler mit 300 Lehrern Lehrerinnen zu vernetzen, war eine große Herausforderung bestätigt Jan Horn: „Allein die Hardware war ja sofort ausverkauft in Deutschland. Die sofortige Umstellung war nur möglich, weil alle unsere Lehrer, die hauptsächlich Studenten sind, auch mit dem eigenen Equipment ausgeholfen haben. Wir haben alle an einem Strang gezogen und alles zusammengekratzt, was zu finden war.“
Alle Lehrerinnen und Lehrer des Lernwerks wurden und werden weiterhin geschult. Seit nunmehr einem Jahr sammeln sie nun Aufgaben und Spiele, die online besonders gut funktionieren und tauschen sie untereinander aus. Lehrerin Tiffany Tremurici erklärt was online anders ist: „Man muss andere Formulierung wählen, man muss auf eine andere Art und Weise einfühlsam sein. Und: Für die Stimme ist es nochmal eine ganz andere Belastung. Am Computer redet man viel mehr, weil man diese Distanz schon spürt und man irgendwie das Gefühl hat: Diese Stille muss ich jetzt mit Worten füllen.“
Inzwischen hat sich Tremurici daran gewöhnt. Ihre Schülerin Madeline auch: „Das war schon ein Umswitchen, jetzt Tiffany nicht mehr jede Woche richtig zu sehen und nicht persönlich mit ihr über meine Probleme reden zu können. Es war eine Umgewöhnung, aber nicht im negativen Sinn. Es war einfach nur anders.“
Swantje Goldbach gibt selbst Online-Unterricht. Auch sie hat sich inzwischen daran gewöhnt und freut sich über die Erfolge ihrer Schüler und Schülerinnen: „Wenn ich schon sehe, dass sie sich freuen und mir zuwinken, dann bin ich schon motiviert und so konnte ich es auch schaffen, dass selbst eine sehr kleine Schülerin eine Schreibschrift online gelernt hat. Und zwar eine schöne Schreibschrift!“
Eine aktuelle Studie des Ifo-Instituts zeigt, im zweiten Lockdown Anfang des Jahres haben die deutschen Schüler im Schnitt 4,3 Stunden am Tag gelernt. Das sind zwar 45 Minuten mehr als im ersten Lockdown, aber immer noch 3 Stunden weniger als ohne Corona. Deshalb erwarten Swantje Goldbach und Jan Horn einen Ansturm, sobald die Pandemie vorbei ist. Schon jetzt suchen sie dafür Nachhilfelehrer.