Nachhilfe – wann ist sie sinnvoll?
Gerade komme ich aus einem netten Gespräch mit einem Schüler der 6. Klasse. Er war schlau und willig, aber ziemlich verplant. „Ich kann den Stoff eigentlich, aber dann versau ich mir mit Leichtsinns-Fehlern immer meine Noten!“ Ein Blick auf die Klassenarbeit und ich muss ihm Recht geben. Hier Plus mit Minus verwechselt, da etwas so unleserlich geschrieben, dass er seine eigenen Zahlen falsch übertragen hat. Würde bei diesem Schüler Nachhilfe wirklich helfen? Im herkömmlichen Sinne sicher nicht - also Hausaufgaben machen und den Stoff üben.
Zum besseren Nachlesen gibt es das Interview hier nochmal in Textform. Vielen Dank an die KIEK MAL (www.kiekmal-online.de)!
Das Schulhalbjahr nähert sich dem Ende, die Zeugnisse stehen an. Wenn im Moment die Nachrichten aus der Schule nicht die besten sind, fragen sich viele Eltern, ob sie für ihr Kind Nachhilfe suchen sollten. Wann es sinnvoll ist und wie gute Nachhilfe aussieht, darüber sprach KIEK MAL-Redakteurin Gritt Ockert mit der Fachfrau Swantje Goldbach, pädagogische Leiterin der bekannten Nachhilfeschule Lernwerk, die in ganz Berlin vertreten ist.
Nachhilfe – wann und wie ist sie sinnvoll?
Frau Goldbach, wann ist Nachhilfe sinnvoll?
Nachhilfe ist dann sinnvoll, wenn ein Kind aus eigenem Antrieb in einem Fach nicht mehr weiterkommt und den Anschluss verloren hat. Eine solche Hürde ist dann auch mit Fleiß nicht mehr zu bewältigen.
Sollen schon Erstklässler Nachhilfe in Anspruch nehmen?
Bevor ein Erstklässler Nachhilfe bekommt, sollte man sorgfältig prüfen, warum das überhaupt notwendig ist. Wenn Nachhilfe stattfindet, dann muss ein Spezialist ran. Für die Jüngsten ist es zu anstrengend, Nachhilfe nachmittags nach der Schule stattfinden zu lassen. Lieber sollten die Schulferien genutzt werden, um in ruhiger Atmosphäre und mit viel Spaß über alle Sinne zum Beispiel die Buchstaben zu erlernen.
Wie viel Nachhilfe ist sinnvoll?
Ein Schüler sollte nicht öfter als zwei Mal in der Woche Nachhilfe bekommen. Geht es um mehrere Schulfächer, sollte man an den Lernstrategien arbeiten. Eine Förderung sollte Hilfe zur Selbsthilfe vermitteln und prinzipiell nur eine „Kurzintervention“ sein.
Wann darf man eine Verbesserung der Noten erwarten?
Zuerst darf man erwarten, dass das Kind sehr schnell mehr Selbstbewusstsein bekommt, dem Fach zugewandter ist und sich in der Schule mehr einbringt. Es ist je nach Fach unterschiedlich, wie schnell Erfolge zu Buche schlagen. Es gibt resistentere Fächer, wie die Sprachen, in denen viele Vokabeln einfach sitzen müssen, und es gibt Fächer, in denen sich eine schnellere Notenverbesserung einstellt. Hierzu gehören ganz klar die Nebenfächer.
Gibt es immer Lernerfolge oder auch „hoffnungslose Fälle“?
Tatsächlich kann es sein, dass in einem Fach mal „der Zug abgefahren“ ist. Daher sollte man nicht immer in das schlechtere Fach investieren, sondern versuchen, sich dort durch fleißig gemachte Hausaufgaben und etwas Mitarbeit so lang über Wasser zu halten, bis man das Fach abwählen kann oder bis es einen Lehrerwechsel gibt, wenn man mit dem bisherigen Lehrer einfach nicht zurechtkommt. Man sollte parallel Zeit und Energie für ein anderes Schulfach aufwenden, in dem man sich gut verbessern kann. Eine ordentliche Taktik ist alles: Vor Beginn einer Nachhilfe müssen in einem Erstgespräch die Situation analysiert und ein Plan aufgestellt werden.
Wie gehen Sie auf die unterschiedlichen Lerntypen ein?
Wir arbeiten im Lernwerk lerntypengerecht für das Kind und vermitteln die richtigen Lerntechniken. Wenn ein Schüler z.B. übers Fühlen bzw. Tun lernt, muss z.B. für das Üben von Wortarten ein Wortarten-Memory gebastelt werden. Viele Schüler speichern Wissen gut ab, wenn sie in unserem Unterricht viel selbst sprechen. In der Schule können sie ihr neues Wissen in der mündlichen Mitarbeit gleich einbringen und werden als motivierte Schüler wahrgenommen.
Darf Nachhilfe Spaß machen?
Nachhilfe soll Spaß machen und sie tut es auch, wenn sie gut ist. Schüler wollen den Lernfortschritt und mögen es, Dinge richtig zu können – hier muss man ansetzen! Jedes Kind möchte ein guter Schüler sein.
Sie haben jetzt 9 Standorte in Berlin. Gibt es in Ihren Einrichtungen auch Angebote für Eltern?
Regelmäßig finden interne Weiterbildungen für unsere Lehrkräfte statt, welche oft spannende Themenabende sind und für die Eltern unserer Schüler geöffnet werden. Wir klären Eltern zusätzlich in Fachvorträgen über interessante Themen auf, wie Mediennutzung, Lernen in der Pubertät und allgemein über die Entwicklungsphasen ihrer Kinder. Die aktuellen Termine können immer auf unserer Internetseite und in unserem Newsletter eingesehen werden.