Blog 12.08.2013

Hausaufgaben abschaffen?

Ich habe euch ja versprochen, noch mehr zum Thema Hausaufgaben zu schreiben. Nun mach ich das früher als geplant, denn bevor die Schule überhaupt angefangen hat, lag das Thema durch die Forderung von Frau Jutta Allmendinger bereits in der Luft. Sie ist die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung und sie forderte die Abschaffung der Hausaufgaben. Der Grund, den sie angibt: „Hausaufgaben alten Stils zementieren soziale Ungleichheit“. Da ich daraufhin vielfach gefragt wurde, was ich davon halte, hier mein kleines Statement: 

In meinen Beratungsgesprächen und in meinen Lernen-lernen-Kursen spreche ich mit Schülern natürlich viel über das Thema Hausaufgaben. Interessant ist, dass 100 % aller Schüler, die ich kenne, Hausaufgaben hassen. Auch wenn Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, den Vorschlag von Frau Allmendinger als „Schwachsinn und einen Griff in die Klamottenkiste der Kuschelpädagogik“ abtut, bleibt die Tatsache, dass die Hausaufgaben bei allen Schülern verhasst sind. Und das, obwohl Kinder, wie wir im Lernwerk immer wieder betonen, zum Lernen geboren sind. Dass mich die Meinung von Schülern interessiert, degradiert mich höchstwahrscheinlich gerade  zur Kuschelpädagogin. Ich schlage mich auf Jutta Allmendingers Seite. Sie sagt es richtig: Hausaufgaben im alten Stil gehören abgeschafft! Was versteht man unter Hausaufgaben im alten Stil?

1. Genau das Gleiche weitermachen, was man in der Schule schon ungeheuer langweilig fand, das Ausfüllen von Arbeitsblättern. Zu diesem Thema möchte ich einen Schüler zitieren: „Bögen, Bögen, wenn ich zu Hause auch noch diese Bögen sehe, bekomme ich einen Knall“.

2. Dass Kinder den Stoff als Hausaufgaben aufbekommen, der in der Schule nicht mehr geschafft wurde. Das fördert natürlich noch extrem die soziale Ungleichheit, denn hier werden Eltern als Hilfslehrer eingesetzt.

Außer dass die Hausaufgaben im alten Stil die soziale Ungerechtigkeit deutlicher hervortreten lassen, produzieren sie ein weiteres Phänomen: Sie schaffen Unzufriedenheit in zahllosen Elternhäusern, denn müdes Kind trifft müde Mutter. Wenn die Eltern helfen oder helfen müssten, lernen die Kinder eins: „Ich kann die Schule nicht allein schaffen“. Das stärkt weder den Willen zum Lernen noch das Selbstbewusstsein des Kindes.

Also: Nichts gegen kreative Aufgaben, Einsatz guter Lerntechniken für zu Hause, interessante Lernspiele zur Festigung von Wissen, individuelle Aufgaben für einzelne Kinder. Aber Hausaufgaben im alten Stil – das ist verschwendete Zeit.